Die Brennnesselpflanze wird von der Gesellschaft in erster Linie als Unkraut betrachtet, meist mit Erinnerungen an unangenehme Begegnungen behaftet. Maison Verte dagegen nutzt sie als vielversprechende Materialressource. Und richtet sich damit an all jene, die mutig genug sind, erneut mit der Brennnessel in Berührung zu kommen.
Maison Verte erschafft aus der Brennnessel radikale und inkrementelle Produkte sowie Materialinnovationen. Die Produktionsprozesse und Materialien fliessen in verschiedene Kreislaufwirtschaften ein und wirken damit sinnvoll auf einen nachhaltigen Umbau der Gesellschaft ein. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, konzentriert sich das Studio auf drei Bereiche: Forschung, Wissenstransfer und Produkte.
Bei folgenden Personen und Institutionen möchte sich Maison Verte herzlich für ihre engagierte Mitarbeit und/oder ihren Support bedanken: Turicum, Institut auf dem Rosenberg, ZHdK, Z-Kubator, Gewerbemuseum Winterthur, Vineria Centrale, Santa Sete, Stadternte Nürnberg, Perplex Plus AG, Schirka El Creativo, Mina Monsef, Celine Arnould, Johanna Maierl, Anouk Estermann, Sonja Läderach, Sue Barts, Davide Wouda, Manuel Häberli und Jacqueline Thierstein.
«Umweltbewusst zu agieren ist für uns weder eine Modeerscheinung noch Seelenkosmetik, sondern eine Selbstverständlichkeit.»
Beim Wort Brennnessel denken die meisten wohl erst mal an Schulausflüge, die mit rot glühenden Händen und verheulten Augen endeten. Wie seid ihr ausgerechnet auf diese Pflanze mit fiesem Image gekommen?
Wir lernten die Brennnessel ganz anders, nämlich als lokale, vielfältige und eigentlich geniale Ressource für Mensch und Natur kennen. Als Teil des Ökosystems und als Rohstoff betrachtet hat die Brennnessel viele Vorteile: sie wächst praktisch überall in unserer unmittelbaren Umgebung, bietet perfekte (und unentbehrliche) Bedingungen für Insekten und benötigt für die Kultivierung weder zusätzliches Wasser noch Pestizide.
Was hat es mit den drei Pfeilern eurer gestalterischen Praxis auf sich?
Unsere Ziele gehen über die Gestaltung und den Vertrieb von Produkten hinaus; so haben wir uns entschieden, uns der Brennnessel mittels dreier Arbeitsbereiche anzunähern. Wir forschen intensiv an neuen Materialien, die aus der Brennnessel gewonnen werden können. Weiter wollen wir Wissen und Sympathie für Wildkräuter (sogenanntes Unkraut) vermitteln, um etwas an die Reorganisation des Verhältnisses zwischen Menschen und Natur beizutragen. Schliesslich nutzen wir die Brennnessel auch ganz unmittelbar als Material für verschiedene Produkte. Dabei orientieren wir uns an der Hartnäckigkeit, mit der diese Pflanze wächst.
Ihr plädiert dafür, unseren Umgang mit der Brennnessel zu ändern und sie aus einer anderen, positiv besetzten Perspektive zu betrachten. Könnt ihr das etwas genauer ausführen?
Die Brennnessel verbreitet sich unterirdisch. Sie kann noch so oft zurückgeschnitten werden: durch ihre feste Verankerung in der Erde kehrt sie immer wieder zurück. Bei Maison Verte wollen wir den Begriff des Zurückschneidens, der stark mit Unkraut assoziiert wird, vermeiden und mit dem Begriff des Erntens ersetzen. Wir betrachten die Brennnessel nicht als unnütz oder gar unangenehm, sondern als vielversprechende, sich immer wieder erneuernde, nachhaltige Ressource.