Prof. Dr. phil. Sophia Prinz
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Morgens quäle ich mich aus dem Bett und frage mich, warum die Zürcher:innen so früh munter sind. Was ist ihr Geheimnis? Der erste Kaffee, dann zur Tram, zum Glück führt der Weg bergab, da komme ich in Schwung. Im Toni überwältigt mich regelmässig das Foyer. So viel undefinierter Raum. Hier lauern Möglichkeiten, denke ich mir… und freue mich auf meine Student:innen.
Mit welchen Themen beschäftigst du dich gerade persönlich?
Ich interessiere mich für die globale Verflechtungsgeschichte von Gestaltung und ihre unendlich vielen Kapitel – man denke an den Kautschuk aus Burma, der einerseits die Isolierung des transatlantischen Telegrafenkabels ermöglichte, andererseits in der frühen industriellen Massenfabrikation für allerlei Schnörkeleien herhalten musste; oder an das postkoloniale Erbe der Schweizer Textilproduktion und die afro-brasilianische Aneignung von St. Galler Spitzenstickerei im Candomblé. Wie die Moderne insgesamt ist auch das moderne Design keine Erfindung des Westens, sondern entstand in der Begegnung zwischen Kontinenten, kulturellen Praktiken und ästhetischen Traditionen. Diese Begegnungen waren und sind nach wie vor konfliktbehaftet – denn auch in der Gegenwart lassen sich ähnliche Adaptionen und Übersetzungen beobachten. Das bedeutet, dass man sich den Phänomenen und Erfahrungen nicht allein aus westlicher Perspektive nähern kann, sondern stets im transkulturellen Team arbeiten muss.
Was treibt dich an?
Ich habe eine Schwäche für gewisse Grundfragen, die wohl deshalb «Grundfragen» heissen, weil sie sich im Grunde nie endgültig beantworten lassen – z. B. die Frage nach dem Wechselverhältnis von Gestaltung und Gesellschaft.